Die Roosen's in Köln
Die Zweige der Roosen's hatten ihren Ursprung am Niederrhein , woher auch der Hamburger Zweig um Coordt Roosen herrührt sowie die im Raum Mönchengladbach residierenden Familien, wie letztlich auch die Familie in Köln um Peter Wilhelm Roosen und Nachkommen. Gustav Valentin wurde in der vierten Generation nach dem Müller Aegidius als ältester Sohn des früh verwaisten und nach Köln zugezogenen Schreinermeisters Peter Wilhelm sen. geboren.
Peter Wilhelm sen. gründete bald in Köln-Ehrenfeld eine Spiegel-Manufaktur und war sehr bald ein geachtetes Mit- Seine Kinder erzog der strenge Katholik Peter Wilhelm sen. in christlichem Glauben zu rechtschaffenen, soliden und ehrbaren Bürgern. Einer wollte sich allerdings nicht dem Dogma des Vaters unterwerfen - Wilhelm. Eine der Schwestern, Hedwig, litt unter der strengen katholischen Einstellung des Vaters - ernst hafte Ehe-Kandidaten fanden, wenn nicht katholisch, nicht das plazet des Vaters, so wurden manche Träume einer in jungen Jahren zu schließenden Ehe zunichte gemacht. Sein Ältester, Gustav Valentin, erbte das kaufmännische Geschick und den Weitblick des Vaters. Schon früh verspürte er den Drang, es zu etwas zu bringen und unabhängig zu werden. 1907, im Alter von 20 Jahren, ehelichte er - nicht in Köln, sondern, umständehalber und vorsorglich, in London - die aus einer soliden kölner Handwerkerfamilie stammende Gertrud Kleinmann. Der Vater von Gertrud war Georg Kleinmann, ein Auch die Brüder von Gertrud Kleinmann waren alles solide Handwerksmeister mit "Goldenem Boden", die dem künftigen Schwager Gustav nicht nur mit Rat zur Seite stehen konnten. Gustav beeilte sich,
ein Konzept für eine solide Geschäftsbasis zu erstellen und schwankte zwischen einem Unternehmen entweder in der Stahl- oder in der Papierbranche. Er entschied sich für Letztere - es ent- Es folgten Jahre sich weiter entwickelnder Prosperität. Bedauerlicherweise litt unter den enormen Kraftakten geschäftlicher Aktivitäten das Familienleben mit seiner Ehefrau Gertrud - es gab Phasen der Trennung und Wiederversöhnung, später folgte eine weitere Eheschließung mit Frau Jenny M., einer Berlinerin, aber eine glückliche Alliance war es, auch optisch, sicher nicht, denn auch diese Ehe wurde, 1940, geschieden. Die zwanziger Jahre verliefen turbulent.
1923 fand Gustav Kontakt zu der in Hamburg lebenden Emma Roosen, Tochter des Predigers Berend Carl Roosen, Verfasser der hamburgischen "Geschichte des Hauses Roosen". Er feierte mit Emma
eine stilvolle Sylvesterfeier im Hotel Atlantic, wobei Emma, die Herausgeberin des berühmten Familienbuches, dem Gastgeber ein in Leder gebundenes Exemplar dedizierte, ein durch Kriegseinwirkung beschädigtes, aber dennoch wertvolles Unikat. Inzwischen hatte er, dank seiner Beziehungen, die er pflegte und ausbaute, das Angebot, ein Konsulat zu übernehmen,
angenommen. Fortan fungierte er als Honorarkonsul für Frankreich, allerdings im von Köln abgelegenen Krefeld. Der ihm verliehene Konsultitel verschaffte ihm weiteres Entrée zu einflussreichen Kreisen
und untermauerte sein eigenes Renommee beträchtlich.
Zu den Jagdeinladungen zählten einflussreiche Persönlichkeiten als Gäste, wie z.B. S. E. Baron Freiherr von F., Justizrat Max H., Graf B.v.T. u.a. Gelegentlich nahm auch der Vater des Herrn Konsul, Spiegel-Fabrikant Peter Wilhelm sen. an solchen Treibjagden (bis zu seinem Tod 1933) teil. Im Jahre 1924, ein Jahr nach der Begegnung mit Emma Roosen, Repräsentantin der Roosen's in Hamburg, brach er, mit einem Freund zusammen, zu einer zweijährigen Weltreise auf; an der Beerdigung seiner Mutter Katharina, die im gleichen Jahr verstarb, konnte er daher nicht teilnehmen. Der Kontakt mit Emma Roosen riss nicht ab, sie sandte ihm eine Ansichtskarte, die sie mit ihrer Schwester und einem in Südamerika lebenden Verwandten zeigte, anlässlich einer Reise mit der damals gegründeten Luftlinie, die "Luft Hansa". Diese freundschaftliche Verbindung blieb der - zumindest dem Autor bekannte - einzige "link" zwischen den Familien aus Hamburg und denen aus dem Rheinland.
Drei Jahre später überraschte ihn sein ältester Sohn Georg mit Heiratsabsichten. Ein Aufenthalt in London zu Ausbildungszwecken gewann durch die Bekanntschaft und daraus
entflammender Zuneigung zu einer aus Archangelsk stammenden, attraktiven Russin an Qualität. Sie zu ehelichen,
ohne dazu eine ausreichende Existenzgrundlage geschweige denn -Sicherung zu haben, gab Konfliktstoff mit dem Vater; es kam zu unschönen Szenen, als ihm der Vater die Aussichtslosigkeit klarzumachen versuchte.
Weiterer Grundbesitzerwerb fand in den folgenden Jahren statt, u.A. das Anwesen auf dem Hohenzollernring 2 - 4 mit dem Café Royal (später Café Cornelius, in welchem u. A. das Orchester Bernhard Etté gastierte; nach dem Krieg die Weinstube Kroth-Kreuzberg), das Geschäftsan- Als nicht gerade armer Mann hatte der Herr Konsul auch ein Herz für die Bedürftigen; keiner,
der sich in echter Not befand, wurde abgewiesen, allerdings legte er Wert darauf, dass man sich bedankte. Der Syndikus des Unternehmens war ein ehemaliger Spitzenbeamter, Reg.Rat Dr. Kurt M., der für Verhandlungen
und Klärungen bei Behörden unverzichtbar war. Er spann die Fäden für den ordnungsgemäßen Erwerb des Anwesens im Nobel-Stadtteil Köln-Marienburg, Parkstraße 61, im Jahr 1940. Der noble Wohnsitz in der Parkstraße 61 war die Krönung aller bisherigen Domizile, kein Wunder, war es doch die pom- Der Konsul hielt auf Umwegen Kontakt zu seiner Familie, die ihren früheren Besitz in pfleglicher Hege wussten.
Eine neu erworbene Einrichtung an kostbarem Mobiliar war dem Besitz entspre- Flankiert war das herrliche Anwesen von ebenfalls gleichwertigen Nachbar-Anwesen, zur Rech-
An der Zufahrt zum Grundstück Parkstraße 61, links neben dem zweiflügeligen, geschwungenen Einfahrtstor aus Holz in weiß gab es ein eigenes Pförtner-Haus, in dem ein Hausmeister (ein plebejischer Anstreicher) mit seiner Familie wohnte, der unter normalen Umständen mangels Eignung nicht eingestellt
worden wäre und den man dreimal auffordern musste, bevor er sich dazu bequemte, ihm Aufgetragenes zu erledigen. Vermutlich wurde er durch Parteimitgliedschaft in das Häuschen eingewiesen. So schön das Anwesen
auf der Marienburg auch war - gegen Bombenangriffe und zu Luftschutz-Vorsorge war es nicht konzipiert worden. Wie richtig sein Entschluß war, zeigte sich nachts am 24. Oktober 1944, als das Anwesen Parkstrasse 61 bis
auf die Grundmauern nie- Wie es geschäftlich
weiterging, ist im Bericht "werroo" niedergeschrieben. Sein geliebter Bruder William, zehn Jahre jünger, wurde damals von dem Vater, dem Spiegelfabrikanten Peter Wilhelm nach Amerika geschickt. Er hielt
sich mehrere Jahre in Chicago auf, bevor er nach Deutschland zurückkehrte. Last exit - Hier anklicken für falls es Sie interessiert...
EPILOG:
Vor Jahren begann der Autor mit Recherchen zu der Ahnenreihe der Familien Roosen am Niederrhein. Außer einer Übersicht über von Roosen'schen Müllern bewirtschafteten Mühlen am Niederrhein beschränkt sich der Autor an dieser Stelle mit der Wiedergabe der Geschichte um den Konsul Gustav Roosen. Eine chronologische Ahnentafel wurde nur auszugs- Nachtrag: Erst heute, einige Zeit nach Fertigstellung
dieser Reminiszenz, erfährt der Autor durch zwei Fernsehberichte (29.05.und 05.06.2002 in HR3 "Raubzug gegen die Juden") von den rigi- Die Stadt übernahm wieder das
Grundstück Parkstraße 61 nach dem Totalschaden durch Kriegseinwirkung; auf dem Fundament wurden Sendeanlagen (Deutsche Welle, BFBS) errichtet und heute ist das gesamte Areal parzelliert.
Der großzügig bemessene Wohnpark von damals ist heute, auch ansatzweise, nicht mehr zu erkennen.
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